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Farbkorrektur in Videos – Teil 2 – Die einfache Möglichkeit zu konstanten Farben
Warum sieht mein Bild eigentlich auf jedem Monitor anders aus? Und wie schaffen es Coloristen, dass es überall gut aussieht?
Die Farbkorrektur, insbesondere das „Display-Referred Color Grading“, spielt eine entscheidende Rolle in der Film- und Postproduktion. Es bezieht sich darauf, wie Farben auf dem Bildschirm wiedergegeben werden, und steht im Gegensatz zum „Scene-Referred Color Grading“, das sich auf Farben in der realen Welt bezieht. Obwohl das Display-Referred Color Grading eine tolle Möglichkeit der
Farbkorrektur bietet, sind damit auch einige Herausforderungen verbunden, die nicht immer einfach zu bewältigen sind.
Beispielhafte Darstellung Display Reffered Color Grading mit Kalibriertem Display
Farbkonstanz zwischen verschiedenen Displays:
Ein und dasselbe Bild kann auf verschiedenen Monitoren unterschiedlich erscheinen, was zu inkonsistenter Farbinterpretation führt. Das nächste Mal, wenn Sie durch Media Markt, Saturn oder Expert gehen, achten Sie mal genau auf die unterschiedlichen Darstellungen der Farben in der Fernsehabteilung. Manche Geräte sind deutlich grünlicher vom Bild her, als andere, wieder andere sind bläulich und manche besitzen deutlich übersättigte Farben und übertriebene Kontraste.
Genau da zeigt sich das Problem, das wir als Filmemacher – oder Content Creator haben, nämlich einen optimalen Zwischenweg für all diese verschiedenen Bildschirme und die daraus folgenden farblichen Problemen zu finden.
Unsere Augen täuschen vor was gar nicht ist!
Gehen wir mal davon aus, dass unser Monitor, auf dem wir unser Bildmaterial farblich bearbeiten wollen, einen starken Grünstich hat und wir uns bei der Beurteilung unseres Filmes nur auf diesen verlassen. Dann werden wir in diesem Film, den wir auf dem eigenen Monitor als korrekt und schön empfinden, auf anderen Geräten einen Magenta-Farbstich feststellen.
Visuell beurteilt auf Monitor mit Grünstich – Überkompensation Richtung Magent
Aber warum Magenta? Das geht einher mit der Verschiebung im Tint unseres Monitors. Durch den visuellen Grünstich, überkompensieren wir bei reiner Betrachtung mit dem Auge mit der Verschiebung in Richtung Magenta. Auf unserem Display, sieht das dann alles bestens aus – weiß ist weiß, alle Hauttöne sind schön, … – und wir sind mit dem Ergebnis zufrieden.
Wenn wir endlich fertig damit sind, wird es Zeit, dass jetzt unseren Freunden auf dem Handy zu zeigen. Das Handy, auf dem wir es abspielen wollen, hat aber einen gegenteiligen Farbstich wie der Monitor, nämlich einen starken Magenta-Farbstich. Unser Film, der vorher so wunderschön auf unserem eigenen Monitor aussah, ist nun auf einmal eine totale Farb-Katastrophe.
Beispielhafte „Echt-Situation“ Wie ein solcher Fall auf einem Handy aussehen kann.
Das ist das absolute Worst Case Szenario, das eintreten kann. Denn was hier passiert, ist quasi eine Verdoppelung unseres Problems. Dadurch, dass wir durch unseren Nicht-kalibrierten Monitor, einen Magenta-Farbstich – unbewusst und unbeabsichtigt mit eingebracht haben, wurde dieser durch den Farbstich des Smartphones noch verstärkt. Jetzt ist das Bild nämlich nichtmehr nur leicht verfärbt, sondern ganz.
Referenz Displays
Referenzdisplays, auch „Referenzmonitore“ genannt, sind hochwertige Bildschirme, die speziell für die Farbkorrektur und das Grading in der Postproduktion von Bild- und Videomaterial entwickelt wurden. Diese Monitore zeichnen sich durch ihre hohe Farbgenauigkeit, Präzision und Konsistenz aus und dienen als verlässliche Referenz für die Farbwiedergabe während des gesamten Produktionsprozesses.
Sie liefern, wenn sie auf den richtigen Standard kalibriert sind, eine sehr hohe Farbgenauigkeit, präzise Schwarz- und Weiß-Werte und Kontraste und können kalibriert werden, wodurch die Farbwiedergabe konstant bleibt.
Dadurch ist es uns möglich, genau in der Mitte der breiten Masse aller Displays zu arbeiten. Wenn unser Bild auf diesem Monitor dann gut aussieht, stehen die Chance sehr gut, dass es auch auf anderen Endgeräten bestmöglich angezeigt wird.
Wenn man sich auf dem Markt jedoch Displays mit diesen Fähigkeiten anschaut, wird einem schnell bewusst, dass mit dieser Genauigkeit, auch extrem hohe Anschaffungskosten einher gehen.
Scene Reffered vs. Display Reffered
Eine günstigere und dennoch äußerst verlässliche Lösung, ist das Arbeiten mit Farbreferenz-Karten und Scopes. Dadurch ist es uns möglich, das Bild nicht mehr nur objektiv mit dem Auge (auch Display Reffered genannt) zu beurteilen, sondern somit haben wir alle wichtigen Werkzeuge, das Bild datentechnisch zu beurteilen (auch Scene-Reffered genannt).
Scene-Referred Color Grading bezieht sich auf eine Methode des Colorgradings, bei der die Farbkorrektur auf Informationen basiert, die aus der realen Welt oder der filmischen Szene entnommen werden. Anders ausgedrückt bezieht sich diese Methode auf die Anpassung von Farben, Kontrasten und anderen Bildattributen unter Berücksichtigung der ursprünglichen Szene, die während des Filmens eingefangen wurde.
Beim Scene-Referred Color Grading liegt der Fokus darauf, die visuellen Elemente des Originalmaterials so genau wie möglich zu erhalten oder anzupassen, unabhängig davon, wie es auf einem bestimmten Anzeigegerät erscheinen könnte.
Scene Referred Color Grading mit Referenzkarte, schafft in Kombination mit den Scopes, einen akkuraten Ausgangspunkt für das Material
Farbreferenzkarten ‒ die Lösung um Scene Referred zu arbeiten
Möglich ist diese Anpassung durch Farbkarten, die exakte Farb-Werte vorgeben, die dann im Nachhinein zu einer bestmöglichen Kalibrierung des Bildes genutzt werden können. Wichtig ist hier, die Aufnahme der Farbkarte in jeder neuen Lichtsituation. Dadurch kann man sich sicher sein, dass Weiß immer auch Weiß entspricht, und die Kontraste mithilfe der Graustufen optimal eingestellt werden können. Durch die dann erfolgende nachträgliche Kalibrierung des Bildes mit Hilfe von sogenannten Video-Scopes, kann man davon ausgehen, dass das Bild korrekt ist und kaum Farbstiche aufweist.
Das Problem, das wir am Anfang mit dem doppelten Magenta-Stich hatten, ist somit kein Problem mehr. Unser Bild ist durch die Kalibrierung (Egal ob Display Reffered, oder Scene Reffered) jetzt möglichst in der Mitte angesiedelt und sollte auf jedem Monitor gut aussehen. Somit können wir sicherstellen, dass eventuelle Farb-Problematiken nicht an unserer Bearbeitung liegen, sondern am genutzten End-Gerät.
Traue niemals ausschließlich deinen eigenen Augen!
Ich sage ganz gerne „Das Auge kann uns anlügen, aber Scopes lügen niemals“! Denn Scopes beurteilen Filme nicht subjektiv, so wie wir das tun, sondern objektiv ‒ datenbasiert. Das ist einer der Gründe, weswegen ich bei jedem ColorGrading-Projekt, einen separaten Monitor nur mit Scopes habe, um zu jeder Zeit gegenchecken zu können, sodass Auge und Daten perfekt im Zusammenspiel sind. Denn nur so ist es mir möglich, zu einem bestmöglichen Ergebnis für jedes Endgerät zu kommen.
verschiedene Arten von Scopes zur Datenbasierten Beurteilung von Bildmateria
Über den Autor – Marco Schreiber
Marco Schreiber ist professioneller Videograf, Kameramann, Colorist und DaVinci Resolve-Trainer mit mehr als 10 Jahren Erfahrung. Angefangen mit TV-Produktionen hat er zudem umfangreiche Expertise und vielfältige Erfahrungen mit YouTube und Social Media. Aktuell ist er hauptsächlich für Unternehmen und im Bereich Sport tätig.
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