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Makrofotografie – kleine Dinge kreativ porträtieren
Klassischerweise spielt sich Makrofotografie in einem Abbildungsmaßstab von etwa 1:1 ab. Ein Bereich, den nur echte Makroobjektive mit ihrer sehr geringen Naheinstellgrenze (also bis zu welcher Mindestdistanz das Objektiv noch fokussieren kann) erreichen und der zwar technisch anspruchsvoll und interessant sein kann, für mich aber schnell seinen Reiz einbüßte. Vielmehr interessieren mich ästhetische Portraits von kleinen Dingen, weshalb ich technisch und bildgestalterisch einen anderen Weg der Nahbereichsfotografie favorisiere.
Was die Fotografie im Nahbereich für mich so spannend macht, ist das Zusammenspiel von Schärfe und Unschärfe, das Erzeugen eines ansprechenden Bokehs und die Reduktion der Fokusebene auf das Wesentliche. Zusätzlich zur Lichtstärke des verwendeten Objektivs ist dabei je nach Motivgröße auch die Naheinstellgrenze und Brennweite, also die maximal mögliche Vergrößerung wichtig. Daher nutze ich für diese Art der Fotografie besonders gerne Portrait- und Teleobjektive.
Die passende Brennweite
Der namensgebende Einsatzbereich von Portraitobjektiven – die People-Fotografie – wird durch eine geringe Naheinstellgrenze deutlich erweitert und macht sie auch in der Naturfotografie sinnvoll einsetzbar. Notfalls erhöhe ich die „Makrofähigkeit“ durch den Einsatz von Zwischenringen oder Telekonvertern. Gerade im Frühjahr und Frühsommer, wenn überall die ersten Pflanzen sprießen und zu blühen beginnen und die Schmetterlinge und Libellen ihre Hochphase haben, reichen mir meist Abbildungsmaßstäbe ab 1:5 aus, um diese etwas größeren Motive in ihrem Mikrokosmos zu portraitieren.
Gerade bei Motiven im Wald, in Situationen, in denen man nicht beliebig seinen Standort wählen kann und vor lauter grünem Wirrwarr der bodennahen Vegetationsschicht auch nicht jede Aufnahmedistanz Sinn macht, muss man flexibel sein. Entweder in der Wahl des „richtigen“ Motivs, also dem an der perfekten Stelle wachsenden Motiv oder in der Wahl der passenden Brennweite. Eine schon geringfügig längere Brennweite kann für das zur Verfügung stehende Vordergrundbokeh einen großen Unterschied machen. Je kürzer die Brennweite, desto näher muss ich ran an das Motiv und desto weniger Vegetation steht mir zwischen Objektiv und Motiv als Gestaltungsmöglichkeit für einen weichen, unscharfen Vordergrund zur Verfügung.
Um eine Harmonie aus Vordergrundunschärfe und Hintergrundunschärfe zu erreichen, hilft meist nur, viel auszuprobieren und penibel die Perspektivoptionen auszutesten. So können mit unterschiedlichsten Brennweiten sehr ansprechende, bokehlastige Bildkompositionen gefunden werden. Gerade zu Blüten passt ein sehr weiches, verspieltes Bokeh, eine zarte Unschärfe, die mit dem Hauptmotiv harmoniert und dem Motiv genügend Raum lässt.
In Situationen, in denen ein großflächiger, kontrastreicher Hintergrund als „Kulisse“ für das Motiv dienen soll, nutze ich eher kürzere Brennweiten ab ca. 85mm, so z. B. bei Motiven am Waldboden. Für Makromotive auf offener Flur nutze ich sehr gerne lange Telebrennweiten, um durch den engeren Bildwinkel den Himmel ausblenden zu können und meine Bildkomposition sauberer und ruhiger zu gestalten. Das Motiv passgenau in einem Unschärfekreis zu platzieren, ist mit Telebrennweiten meist auch deutlich einfacher. Für diese Art der Fotografie lasse ich die Blende fast immer vollkommen offen. Auch bei komplett geöffneter Blende ist die Schärfe heutiger Objektive auch im Nahbereich und bis an die Bildränder meist absolut top.
Die gelungene Bildkomposition
Ich möchte die kleinen Motive in ihrem Lebensraum portraitieren, sodass in der Unschärfe erahnbar wird, wie faszinierend harmonisch sich Motiv und Umwelt zur Natur vereinen. Damit das Motiv nicht von dem Licht und Schattenspiel im Hintergrund geschluckt wird, ist eine penible Perspektivwahl und Nutzung des Motivkontrastes nötig. Ich wähle meine Perspektive möglichst so, dass hinter meinem Hauptmotiv der hellste Bereich des Hintergrundes und des gesamten Bildausschnitts zu liegen kommt – der Motivkontrast dort maximal wird. Bei Gegenlichtsituationen eigenen sich hierfür z. B. kontrastreiche Unschärfekreise wie beim Portrait des Schneeglöckchens oder die Lichtsäume „haariger“ Motive wie bei den Küchenschellen und Schlüsselblumen, um den Kontrast und somit die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Nicht immer reicht es dabei aus, die Perspektive zu wechseln. Oft führt auch nur ein Wechsel der Brennweite zum Ziel.
Ich möchte zu allen Bildseiten einen weichen Abschluss und keine scharfen oder besonders kontrastreichen Strukturen, die den Blick an den Bildrand führen. Der Blick des Betrachters soll möglichst lange im Bild, auf dem Hauptmotiv bleiben. Gerade ein weicher unterer Bildabschluss ergibt sich mit Tele- oder Portraitobjektiven automatisch, wenn man die Kamera auf den Boden – zu dem Motiv – legt.
Die penible Ausrichtung der Kamera, also das Suchen einer perfekten optischen Achse, die Vordergrund, Motiv und Hintergrund in Einklang bringt und für einen homogenen Bildlook sorgt, ist nicht ganz einfach, die Mühe zahlt sich aber immer aus.
Über den Autor – Daniel Spohn
Daniel Spohn ist als Fotograf, Fotoreiseleiter und Biologe weltweit auf der Suche nach einzigartigen und spannenden Motiven. Fotografie bedeutet für ihn die intensive Auseinandersetzung mit seinem Motiv, seiner Umgebung und den auf sie wirkenden Lichtstimmungen. Ob Afrika, Australien oder der Polarkreis, seine Vorliebe für atemberaubende Landschaften, beeindruckende Tierwelt sowie intakte, häufig bedrohte Natur zieht ihn immer wieder in die abgeschiedenen Regionen unserer Erde. Auch die „Wildnis“ vor seiner Haustür in Deutschland und Europa hat es ihm angetan. Seine Bilder erzählen von der Fragilität des Augenblicks und als Vortragsreferent und Fototrainer gibt er seine Erfahrung gerne weiter.
https://naturimfokus.com/
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