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Farbkorrektur in Videos – Teil 1 – LUTs
Look Up-Tables (LUTs)
In der großen weiten Welt des Filmemachens und der Fotografie, in dem jedes Bild eine Geschichte erzählt und Farben die Kraft haben, verschiedene Welten zu eröffnen und Emotionen zu erwecken, gibt es ein Tool, das einen erheblichen Beitrag dazu leistet, dass das alles funktioniert – LUTs.
Aber was sind LUTs eigentlich genau? Und gibt es verschiedene Arten? Diese Fragen und noch viel mehr, werdet ihr hier beantwortet bekommen ‒ Ich räume mit euren LUT-Fragen auf!
LUTs kurz erklärt?
Fangen wir mal mit der Grundfrage an: Was sind LUTs eigentlich genau?
Ich versuche das mal so einfach und so bildlich wie möglich, zu erklären.
Stellen wir uns vor, wir hätten ein magisches Bilderbuch. Dieses Buch ist voller verschiedener Bilder und wir können entscheiden, wie jedes einzelne davon aussehen soll. Schließen wir jetzt einmal die Augen und denken an die Farben, oder die Stimmung, die uns zu unserem Bild am besten gefällt – vielleicht ein warmer Sommer-Look oder doch lieber ein düsterer Herbst-Look? Die meisten unter uns werden anhand von diesen kleinen Beschreibungen bereits bestimmte Farben im Kopf haben.
LUTs oder Look Up-Tables sind wie Gewürze. Sie geben vor, wie es die Farben verändern soll, damit es unserer Vorstellung entspricht. Es ist quasi wie ein „One Click Color Grading“ für Videos, aber auch Fotos. Diese Art der LUTs nennen sich Creative-LUTs. Sie helfen uns kreative Entscheidungen schnell und einfach umsetzen zu können.
Gehen wir jetzt aber mal davon aus, dass wir danach die Bilder mit anderen teilen möchten, die jeweils aber unterschiedliche Arten an Bilderbüchern haben. Hier kommen die Konvertierungs-LUTs ins Spiel. Diese fungieren dabei wie Übersetzer. Sie ermöglichen es, dass unsere Bilder in den Bilderbüchern unserer Freunde, fast genauso aussehen, wie sie bei uns aussehen. Conversion-LUTs sind Look Up-Table, die unser Footage-Material auf verschiedene Bild-Standards wie beispielsweise Rec. 709 bringen können.
Anders als Creative-LUTs, haben Conversion-LUTs die Aufgabe, ein möglichst „verzerrungsfreies“ Bild zu erzeugen. Daher ist hier meist keinerlei Farbverschiebung innerhalb des Footage-Materials zu sehen.
Es gibt aber noch viele weitere LUT-Arten und Anwendungsbereiche. Wir konzentrieren uns aber auf diese beiden Arten, da sie mit die wichtigsten in der Post-Produktion sind.
Creative-LUTs – Looks mit nur einem Klick
Die Anwendung kreativer Look Up-Tables (LUTs) geht über einfache Farbkorrekturen hinaus und ermöglicht eine tiefgreifende künstlerische Beeinflussung der Bildästhetik. Kreative LUTs werden oft verwendet, um bestimmte Filmlooks oder emotionale Atmosphären zu schaffen. Ein Beispiel dafür ist der klassische „Orange and Teal“-Look, der Kontraste zwischen warmen und kühlen Farbtönen verstärkt und häufig in Blockbustern zu finden ist. Besonders die Farbharmonie wird bei so einem Look hervorgehoben. Dadurch, dass Orange und Teal (Teal = blau-grüner Farbton) auf den gegenüber liegenden Seiten des Farbrads sitzen und somit Komplementärfarben sind, hebt es ein Bild sehr stark hervor, wenn man sie kombiniert. Das ist übrigens eine Methode, die generell sehr gerne verwendet wird.
Darüber hinaus können kreative LUTs feine Nuancen in den Schatten, Highlights und Mitteltönen eines Bildes einführen, um die Tiefe zu verstärken oder eine
bestimmte Stimmung hervorzuheben. Ein Filmemacher oder Fotograf kann so die visuelle Darstellung seiner Arbeit mit nur wenig Aufwand beeinflussen.
In der Kreativbranche werden auch oft eigene LUTs erstellt, die auf einen speziellen persönlichen Stil zugeschnitten sind. Dieser Prozess erfordert ein tiefes Verständnis für Farbtheorie und die technische Anwendung eines solchen.
Beispiel einer kreativen LU
Creative-LUTs – mit Vorsicht genießen…
Generell sollten kreative LUTs mit Vorsicht verwendet werden, da viele qualitativ das eigene Bild negativ beeinflussen können. Die meisten Coloristen arbeiten in der Post-Produktion ganz ohne kreative LUTs. Dadurch haben sie die volle Kontrolle über das Bild und können Schritt für Schritt nachvollziehen, was mit dem Material passiert.
Creative-LUTs – Überblick
Risiken:
Beispiel eines Problems bei der Anwendung eines LUTs – auf der Linken Bildseite sieht man anhand der Grauverlaufs-Karte, dass durch die LUT bereits bestimmte Schwarz Werte verloren gehen.
Conversion-LUTs – Anwendung
Conversion-LUTs (Look Up-Tables) werden in der Postproduktion von Bildern und Videos verwendet, um Farb-Transformations-Prozesse durchzuführen. Anders als Creative-LUTs, die darauf abzielen, einen spezifischen visuellen Stil zu erzeugen, dienen Conversion-LUTs hauptsächlich dazu, Farbraum-Umwandlungen vorzunehmen und sicherzustellen, dass das Bildmaterial konsistent über verschiedene Geräte und Plattformen hinweg dargestellt wird.
1. Farbraum Konvertierung
Bild oben, Sony SLog3, Bild unten Rec.709 Conversion
Wenn verschiedene Geräte oder Softwareprogramme unterschiedliche Farbräume verwenden, kann es zu Farbverschiebungen aufgrund falscher Farbraum-Interpretation kommen. Conversion-LUTs helfen dabei, die Farbwerte von einem Farbraum in einen anderen zu übersetzen, um sicherzustellen, dass die Farbdarstellung korrekt bleibt.
Sony SLog 3 – man sieht anhand der Darstellung im Scope-Diagramm, dass die Farben komprimiert sind (Log) und nicht den vollen Dynamikumfang ausnutzen
Rec.709 Conversion. Das Scope-Diagramm ist nicht mehr so gestaucht, das Bild wirkt deutlich ansprechender. Der Dynamikumfang wird deutlich mehr genutzt.
2. Standards
In der Filmproduktion und Fotografie gibt es verschiedene Farbräume wie zum Beispiel DCI-P3 für Kinos, oder Rec.709 als gängigster Video-Standard für Online und Fernsehen. Wenn Material zwischen verschiedenen Produktionsschritten oder Plattformen übertragen wird, wird oftmals eine Conversion-LUT verwendet, um sicherzustellen, dass die Farben korrekt dargestellt werden und dem gewünschten Standard entsprechen.
3. Log und RAW-Footage
Bei der Verarbeitung von RAW-Dateien von Kameras werden Conversion-LUTs angewendet, um die Daten in den gewünschten Farbraum und das gewünschte Ausgabe-Farbformat zu bringen. Die meisten Kamerahersteller haben eigene Conversion-LUTs für ihre verschiedenen Kameras und Sensoren. Da jeder Sensor eine andere Farbreproduktion hat, sind diese herstellereigenen Conversion-LUTs (bspw. Sony SLog3 to Rec.709) die einfachste Möglichkeit, eine Konvertierung von einem Log Profil zu Rec.709 durchzuführen.
Insgesamt tragen Conversion-LUTs dazu bei, dass die Farbdarstellung in der Postproduktion präziser und konsistenter bleibt, unabhängig von den vielfältigen technischen Unterschieden zwischen verschiedenen Aufnahme-Geräten und Plattformen, auf denen der Content konsumiert wird.
Raw Material aus der Kamera
Conversion-LUTs – Risiken
Leider geben aber auch Conversion-LUTs nur eine grobe Richtung für „korrekte“ Farben an. Es spielen hier einfach zu viele Faktoren vor Ort am Set mit hinein, die ein Hersteller bei der Erstellung von LUTs gar nicht berücksichtigen kann. Ein paar Beispiele hierfür sind unterschiedliche Objektive. Jedes Glas hat eine etwas andere Farbreproduktion, die das Bild stark beeinflussen können. Genauso ist es mit sogenannten ND-Filtern, die im Video-Bereich sehr oft zum Einsatz kommen. Neutral Density Filter reduzieren das auf den Sensor einfallende Licht. Diese haben oftmals einen Farbstich (meist leicht grünlich oder magentafarben) und beeinflussen so zusätzlich die Tonalität des Rohmaterials.
Mit Conversion LUT umgewandeltes Material auf Rec.709 Standar
Die einzige Möglichkeit, um Konstanz zwischen verschiedenen Kameras herzustellen, ist die Nutzung von Farbkarten direkt am Set.
Jede Kamera/Objektiv/Filter Kombination ist so unterschiedlich, dass eine Eine-Für-Alles LUT-Lösung oftmals nicht zum gewünschten Ergebnis führt. Denn selbst das Verändern des ISO-Wertes in der Kamera, kann bereits zu einer Veränderung führen.
Über den Autor – Marco Schreiber
Marco Schreiber ist professioneller Videograf, Kameramann, Colorist und DaVinci Resolve-Trainer mit mehr als 10 Jahren Erfahrung. Angefangen mit TV-Produktionen hat er zudem umfangreiche Expertise und vielfältige Erfahrungen mit YouTube und Social Media. Aktuell ist er hauptsächlich für Unternehmen und im Bereich Sport tätig.
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