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Kunstdokumentation mit Hilfe des Spyder Checkr Photo
Die Schwerpunkte von Datacolor Friends with Vision Fotograf Marcus Schwier liegen insbesondere auf zwei fotografischen Genres: Architekturfotografie und Kunstdokumentation. So unterschiedlich beide Disziplinen auch erscheinen mögen, war für den studierten Architekten der Schritt zur Kunstdokumentation ein sehr kleiner, denn seine Kollegen aus der Studienzeit an der Kunstakademie Düsseldorf wenden sich noch immer gerne an ihn für die Dokumentation ihrer Arbeiten aus dem Bereich Malerei, Zeichnung und Bildhauerei. Seine Aufnahmen der Kunstwerke zieren Kunst- und Ausstellungskataloge, Bücher, Plakate und Zeitschriften und mittlerweile wird er von großen Ausstellungshäusern angefragt, darunter z.B. Martin Gropius Bau Berlin bei der ZERO Ausstellung. Eine seiner Aufnahmen von dort hat es auf die Titelseite des Katalogs vom LWL Museum Münster geschafft.
Wir durften Marcus bei der Ausstellungsdokumentation von Renata Jaworska, einer Meisterschülerin von Jörg Immendorf, im Museum begleiten und ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen. Mit Hilfe seiner Bilder entstand nicht nur die Dokumentation darüber, wie die Bilder ausgestellt waren, sondern auch ein Ausstellungskatalog und Künstlerbuch, die auch nach dem Ende der Ausstellung ein beliebtes Medium sind.
Marcus, wie gehst du vor, wenn du Fotos für ein Künstlerbuch oder einen Kunstkatalog erstellst?
Bei der Kunstdokumentation ist es unglaublich wichtig, dass die Farben, die der Künstler für seine Werke gewählt hat, auch genauso im gedruckten Katalog wiedergegeben werden, denn die Farben hat der Künstler mit Absicht gewählt – sie sind wichtiger Teil der Aussage und Wirkung seines Werks.
Daher ist es für mich unerlässlich, mit einem vollständig kalibrierten Workflow mit durchgängigem Farbmanagement zu arbeiten.
Was heißt das genau? Erzähl uns doch bitte etwas über den Ablauf.
Für mich beginnt der Ablauf mit der Aufnahme. Im Fall der Ausstellung von Renata Jaworska hingen die Bilder bereits in der perfekt ausgeleuchteten Umgebung des Museumsraumes und ich brauchte lediglich meine Kamera in optimaler Symmetrie vor dem Bild ausrichten. Um Verzeichnungen und Verwackelungen zu vermeiden, verwende ich grundsätzlich ein Stativ, das ich im optimalen Abstand zum Bild zentrisch ausrichte. Verwackelungen können bei dieser Art der Fotografie schnell entstehen, ist man doch oft gezwungen mit längeren Belichtungszeiten zu arbeiten, um bei möglichst niedrigen ISO-Werten zu fotografieren.
Bevor ich allerdings das Bild fotografiere, ist es wichtig, die Kamera zu kalibrieren. Bisher habe ich dafür den Spyder Checkr verwendet, den ich auf einem zweiten Stativ direkt vor dem Bild platziert habe. Dies ist wichtig, damit das identische Licht, das auf das Bild fällt, auch den Spyder Checkr beleuchtet. So mache ich meine Referenzaufnahme mit dem Spyder Checkr im Bild.
Erst danach fotografiere ich das eigentliche Kunstwerk mit den identischen Kameraeinstellungen.
Seit Kurzem verwendest du den Spyder Checkr Photo. Ist der Ablauf damit identisch und wo liegen die Unterschiede?
Spyder Checkr & Spyder Checkr Photo im Vergleich
Ich mag den Spyder Checkr Photo, weil er kleiner als der Spyder Checkr und damit noch einfacher mitzunehmen ist. In der festen Hülle ist er gut geschützt in der Fototasche dabei und die Farbfelder überzeugen mich durch ihre extreme Mattigkeit. Er lässt sich in verschiedenen Positionen aufstellen und bleibt zuverlässig stehen, aber ich persönlich hätte gerne noch ein Stativgewinde, damit ich ihn auf einem zweiten Stativ positionieren kann. Gut, ich habe meistens auch Tische oder Hocker, die ich vor Ort zur Platzierung verwenden kann, oder ich balanciere den Spyder Checkr Photo auf einer Wechselplatte auf dem Stativkopf, aber ein Stativanschluss wäre für mich ein Plus.
Für die Postproduktion funktioniert der Spyder Checkr Photo hervorragend und die Anwendung ist identisch wie beim Spyder Checkr.
Spyder Checkr Photo
Wie sieht deine Postproduktion aus?
Wenn ich ein wichtiges Kundenprojekt starte, ist mein erster Schritt am Rechner immer die erneute Kalibrierung des Monitors mit dem SpyderX. Zwar glaube ich nicht, dass sich mein Monitor seit der letzten Kalibrierung großartig verändert hat, aber zwei Minuten für die Rekalibrierung sind immer sinnvoll investierte Zeit. Schließlich ist mein Monitor die einzige Möglichkeit, die Farben meiner Fotos zu beurteilen und da gehe ich lieber auf Nummer sicher.
In der Postproduktion arbeite ich meist mit Lightroom und lade meine Bilder zunächst in den Katalog. Dann widme ich mich meinem Referenzschuss und schneide den Bildbereich mit dem Spyder Checkr Photo entsprechend zu, sodass nur noch dieser zu sehen ist. Anschließend lege ich mit Hilfe der Pipette die Farbtemperatur fest, dies geht über die Weiß-, Grau- und Schwarzfelder ganz einfach. Die Helligkeit sollte dann etwa bei 90 – 95 % liegen, die Schwärzen des Histogramms sollten etwa 4 % haben.
Anschließend exportiere ich die Referenzaufnahme und lade sie in die zugehörige Datacolor Spyder Checkr Software. Hier platziert die Software automatisch Farbquadrate über den Farbfeldern, die Ausrichtung lässt sich aber auch noch anpassen. Wichtig ist, dass die kleinen Quadrate auf den richtigen Farbfeldern liegen, es muss aber nicht genau in der Mitte sein.
Ich wähle einen Modus (colorimetric für den Druck) aus und lasse die Software den Rest erledigen, denn sie erstellt nun ein Profil, das den Unterschied zwischen den fotografierten Farbwerten und den Soll-Farbwerten ausgleicht. Dieses Farbprofil speichere ich für Lightroom ab und kann es nach dem Neustart dann einfach in den Voreinstellungen in Lightroom abrufen und auf das Foto des Kunstwerks anwenden.
Wichtig ist, dass dies nur funktioniert, solange sich die Lichtbedingungen bei der Aufnahme nicht geändert haben, was für mich kein Problem ist, da ich bei der Kunstdokumentation immer unter kontrollierten Lichtbedingungen arbeite. Auch wenn ich während des Shootings eine andere Kamera oder ein anderes Objektiv verwenden sollte, müsste ich die Referenzaufnahme mit dem Spyder Checkr Photo noch einmal machen.
In Lightroom habe ich nun nach der Anwendung des Farbprofils ein farbkorrigiertes Foto, bei dem die Farben in der Datei den Farben des Kunstwerks entsprechen. Jetzt kann ich ggf. noch kleinere Nuancen wie den Kontrast anpassen.
Wie stellst du sicher, dass auch im Druck die Farben perfekt wiedergegeben werden?
Dafür arbeite ich grundsätzlich mit dem ICC-Profil der Druckmaschine. Eine gute Druckerei kann dieses ICC-Profil zur Verfügung stellen und ich kann es in meiner Software einbinden und für den Softproof nutzen. Mit dieser Funktion simuliert die Software das Aussehen des gedruckten Ergebnisses auf dem Bildschirm und ich kann beurteilen, ob es zu Farbabweichungen kommen würde und kann hier ggf. noch korrigierend eingreifen.
Alle Fotos: © Marcus Schwier
Über den Autor – Markus Schwier
Marcus Schwier, geb. 1964 studierte zunächst Architektur und später dann Fotografie an der Kunstakademie Düsseldorf. Seine fotografischen Schwerpunkte vereinen daher die Architektur- und Kunstfotografie. Seit 1998 veröffentlichte er fast zwanzig Bildbände zu den verschiedenen Projekten. Seine Fotografien werden regelmäßig ausgestellt und erschienen in internationalen Zeitungen und Zeitschriften.
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